Essen wie die Neandertaler
Inhalt
Wenn man sich so umhört, dann waren unsere frühen Vorfahren alle Ernährungsgurus. In jeder Diskussion, in der es um Ernährung geht, wird der Steinzeitmensch als leuchtendes Vorbild präsentiert. Er wusste noch, was frische Luft ist, trainierte seine Kraft, Ausdauer und Koordination aufs harmonischste und ernährte sich nach allen Regeln der Kunst!
Neandertaler waren Gesundheitsapostel!
Wer sich tatsächlich ins Zeitalter des Paläolithikums zurückversetzte, der würde aus dem Staunen und Würgen aber vermutlich nicht mehr herauskommen. Man knabberte neben leckeren Nüsschen eben auch die ein oder andere Larve, musste mangels Alternative auf vergammeltes Mammut zurückgreifen und mit verfaultem Obst oder einer geradeso nicht-tödlichen Wurzel vorlieb nehmen. Oft gab es gar nichts und man gaffte aus der kalten Höhle raus ins verregnete Freie. Klar, dass man recht frühzeitig das zeitliche segnete. So irre Gesund war die Art und Weise der Lebensführung also nicht wirklich!
Die Paleo-Diät
Warum glaubt man, mit dieser Form der Ernährung den Stein der Weisen gefunden zu haben?
Die Theorie der Steinzeitdiät basiert auf der Evolutionstheorie von Charles Darwin. Durchgesetzt haben sich die Spezies, die am besten mit der verfügbaren Nahrung klar gekommen sind. Eine Grundannahme ist, dass sich diese genetische Anpassung in den letzten 15.000 Jahren dann nicht mehr fortgesetzt hat. Wir sind also, aus Sicht der Paleo-Diät Anhänger Steinzeitverdauer.
Die Paleo-Idee, die uns ein langes und gesundes Leben verspricht, so wir denn wie unsere Vorfahren essen, fußt auf unzähligen Hypothesen, die wissenschaftlich nicht belegt sind. Fakt ist, dass es DIE EINE STEINZEITERNÄHRUNG nicht gab. Je nachdem, wo sich der frühe Mensch durch das Leben schlagen musste, fand er andere Bedingungen vor, mit denen er klar kommen musste. Die einen konnten auf Früchte zurückgreifen, andere hatten Fleisch und Eier und die Pechvögel Wurzeln, Beeren, Larven und Nichts.
Man kann sogar davon ausgehen, dass der Siegeszug des modernen Menschen gerade damit zusammenhängt, dass er eben nicht auf ganz bestimmte Nahrungsmittel angewiesen ist. Nur weil unsere stark behaarten Verwandten eine Zeitlang mit Wuzeln und Nüssen überlebten, heißt das lange nicht, dass diese Art der Ernährung optimal ist. Eher gilt:
Weil wir so gut wie alles wegknabbern können, gibt es uns noch. Und das in jeder Ecke des Planeten.
Was bleibt von der Steinzeitdiät
Wie wir oben gesehen haben, ist die These von der einen Steinzeiternährung falsch. Ebenso falsch ist die These vom unveränderten Erbgut. Es hat mindestens 700 Erbgutveränderungen in den letzten 10.000 Jahren gegeben. Darunter die sicher vielen bekannte Lactosetoleranz im Erwachsenenalter. 80 bis 90 Prozent der Nachkommen von Viehzüchtern haben diese Toleranz entwickelt. Dank der Viehzucht hatte man nicht nur die Muttermilch als Säuglingsnahrung, sondern auch Kuh- und Ziegenmilch um den Speiseplan der Erwachsenen aufzuwerten.
Fazit
Durch den Verzicht auf Milchprodukte, Getreide, industriell verarbeiteten Zucker, Fertiggerichte und Alkohol spart man viele hochkalorische und sicher auch „ungesunde“ Nahrungsmittel aus. Wer sich an diese Vorgaben hält, wird sicher abnehmen. Ich wünsche nur jedem, der sich gemäß Paleo ernährt, dass es ihm besser geht, als unseren Vorfahren. Vorsicht geboten ist bei den sehr strengen Vorgaben einiger Steinzeit-Diäten. Wer eine extrem fettarme Variante wählt, läuft Gefahr, sich einen Mangel an essentiellen Fettsäuren einzufangen. Wer eine sehr kohlenhydratarme Variante wählt, muss mit den Gefahren der so genannten Atkins-Diät leben.
Unter dem Strich ist von der Paleo- oder Steinzeitdiät genau so viel zu halten, wie von allen anderen Diäten. Sie taugt nichts, weil sie nicht für eine dauerhafte Umstellung der Ernährungsgewohnheiten geeignet ist!
Und wie bei vielen anderen Diäten ist es so, dass sie Elemente enthält, die wir bei Gefallen in unseren Speise- und Ernährungsplan integrieren können um diesen damit aufzuwerten.
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